Wir müssen öffnen dürfen!
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich darf Ihnen im Rahmen meiner ehrenamtlichen Funktion als Präsident unseres Vereins „Plattform Österreichischer Tennis- und Racketsporthallen“ schreiben. Im Folgenden darf ich darlegen, warum wir unbedingt in der ersten Öffnungswelle nach dem aktuell geltenden generellen Lockdown dabei sein müssen und warum uns der Lockdown und jede weitere damit verbundene Einschränkung an den Rand des Ruins treibt.
Der mittlerweile 4. Lockdown hat ganz Österreich hart getroffen, speziell (leider wieder) unsere Branche. Wir sind und waren die großen Verlierer der letzten Lockdowns: wir durften in der vergangenen Saison von 30 Wochen Wintersaison, in der wir 80-90% unseres Ganzjahresumsatzes erwirtschaften, nur 5 Wochen (!) geöffnet haben. Für unsere Ausgaben und Verluste (Stichwort Abo-Ersatz) gibt es bis jetzt keine einheitliche Lösung.
Im Vertrauen auf die Politik und darauf, dass wir dieses Mal die gesamte Saison, egal unter welchen Auflagen – 3G, 2,5G, 2G – offen haben dürfen, haben wir unsere Ärmel hochgekrempelt. Wir wollten aus eigener Kraft versuchen die Verluste aus den Saisonen 2019/20 – Lockdown ab Mitte März (= 6 Wochen Ausfall ohne Entschädigung!) – und 2020/21 – Lockdown von 03.11.2020 bis 19.05.2021 (über ein halbes Jahr Zwangsschließung!) – zu minimieren oder gar aufzuholen und das trotz der Tatsache, dass die meisten unsere Betriebe bis heute nicht für die letzte Wintersaison entschädigt wurden.
Unser ambitioniertes Vorhaben wurde schon von Saisonbeginn an durch die pandemiebedingten Zugangsbeschränkungen getrübt. Je stärker die Beschränkungen wurden, desto mehr Umsatzentfall war zu verzeichnen. Speziell die Anfang November in Geltung getretene 2G Regelung haben wir deutlich gespürt. Der Lockdown, egal wie notwendig er auch sein mag, war für uns der finale Schlag ins Gesicht. Wieder müssen wir uns um Wirtschaftshilfen bemühen, obwohl die Entschädigungszahlungen für die fast komplette letzte Saison immer noch nicht zur Gänze bewilligt oder gar ausgezahlt wurden. Wieder werden wir, obwohl die Gefahr sich auf einem Indoor-Tennisplatz mit Corona zu infizieren gleich Null ist, mit allen anderen Branchen über einen Kamm geschert. Wieder müssen wir als Interessenvertretung die gleichen Forderungen und Bitten an die Politik richten, wie auch im letzten Jahr: eine faire, aliquote Entschädigung für unsere massiven Verluste und eine rasche Wiedereröffnung unserer Betriebe. Wieder fühlen wir uns macht- und ratlos dem Spiel der politischen Kräfte ausgesetzt und müssen auf Solidarität und Fairness im Umgang mit unserer Branche pochen und hoffen.
Diesen Umstand zu akzeptieren, vor allem da wir uns im Vorfeld an alle Vorgaben zur Pandemiebekämpfung gehalten haben, obwohl damit zum Teil deutliche Umsatzeinbußen verbunden gewesen sind, fällt ungemein schwer. Deutlich schwerer fällt die Akzeptanz über solchen Entscheidungen, wenn es trotz allgemeinem Lockdown und angekündigter Öffnung für alle Betriebe wieder Ausnahmen gibt (bzw. geben soll), die mit dem gesunden Menschenverstand nicht vereinbar sind.
Wie kann Skifahren und das damit zwangsläufige Benutzen von Gondeln erlaubt sein, Tennisspielen in einer Halle (pro Platz weit über 600m2 und einer nicht enden wollenden Luftkubatur) aber nicht? Wie kann jetzt schon in vereinzelten Medien über eine erste Öffnungswelle von Handel und körpernahen Dienstleistern spekuliert werden, Sport- und Freizeiteinrichtungen aber wieder außen vorgelassen werden?
Eine Tennishalle ist in Bezug auf eine Ansteckung mit dem Coronavirus – selbst wenn man zu viert am Platz steht – ungefährlich. Das ist ärztlich und wissenschaftlich attestiert. Vor allem wenn dann auch noch Zugangsbeschränkungen dazu kommen bzw. bis zum Betreten des eigenen Platzes eine Maske getragen werden muss. Wir haben hervorragende Präventionskonzepte entwickelt, mit der wir die Sicherheit vor einer Infektion in unseren Betrieben gewährleisten können. Dass die dazugehörende Gastronomie oder auch Duschen/Garderoben geschlossen bleiben müssen, wäre nicht das Problem. Nicht ideal, aber damit könnten wir leben, solang wir unser Kerngeschäft betreiben dürften.
Noch unverständlicher wird die ganze Situation, wenn man sich die psychischen Folgeerscheinungen der Pandemie bzw. ihren Bekämpfungsmaßnahmen ansieht. Immer mehr Menschen, speziell Kinder und Jugendliche, leiden unter dem „Eingesperrt sein“. Sicherer Sport wäre hier ein gutes Mittel um dem Entgegenzuwirken. Die Voraussetzungen dafür ist in unseren Hallen geben, die Politik müsste uns nur arbeiten lassen. Es wären zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Unterm Strich ist die Gesamtsituation für uns unerträglich und unverständlich. In jedem Lockdown waren wir als Tennis- und Racketsporthallen mitunter die ersten Betriebe, die geschlossen wurden und bis jetzt auch immer die letzten die wieder öffnen durften. Das ist – mit Blick auf alle Facetten, die hier eine Rolle spielen – einfach nicht zu rechtfertigen, und schon gar nicht durch fadenscheinige Argumente, die sich auf den verfassungsmäßig gewährleisteten Gleichheitssatz berufen.
Unterm Strich kann sich unsere Branche eine Verlängerung des Lockdowns nicht leisten. Wir sind immer noch dabei den Scherbenhaufen aus den vergangen 20 Monaten der Pandemie zu beseitigen und sind nun durch die neuerlichen Einschränkungen ernsthaft in unserer Existenz bedroht. Sollte der Lockdown verlängert werden, bzw. diese Wintersaison generell – wiederbeginnend ab 13.12.2021 – nicht zur Gänze abgewickelt werden können, wird es den Großteil unserer Betriebe schlicht und ergreifend nicht mehr geben. Eine Tennis- und Racketsportanlage zu betreiben, wenn man im Winter nicht voll arbeiten darf, macht wirtschaftlich keinen Sinn. Speziell wenn wir nun die dritte (!) Saison in Folge erleben, bei der wir massive Einbußen haben. Es kann nicht das Ziel der Politik sein, zum einen gut wirtschaftende Betriebe (die Steuerzahler und Arbeitgeber sind!) im Stich zu lassen und zum anderen Tennis und Racketsport, der ohne uns nicht möglich ist, einfach aufs Spiel setzt. Ganzjähriger Tennissport bzw. Racketsport gesamt ist ohne uns schlichtweg nicht möglich.
Meine Damen und Herren, das sind leider keine Übertreibungen. Wir brauchen dringend Unterstützung aus der Politik. Unser Stellenwert für Sport und Gesundheit muss Beachtung finden und wir müssen fair behandelt werden. Um unser wirtschaftliches Überleben zu sichern, fordern wir daher:
- Eine rasche Öffnung unserer Betriebe!
Wir müssen bei der ersten Öffnungswelle dabei sein. Wir bieten Sport in einer Dimension an, in der das Ansteckungsrisiko auf nahezu Null reduziert werden kann.
- Wirtschaftshilfen, die über die Zwangsschließungen hinaus gehen!
Wir sind immer noch nicht aliquot entschädigt worden und haben durch die strengen Zugangsbeschränkungen massive Umsatzrückgänge.
Ich bitte alle Entscheidungsträger zu handeln! Wir brauchen eine entschlossene, mutige und vor allem faire politische Auseinandersetzung mit unserem Thema.
Hochachtungsvoll,
Matthias Schiffer
Präsident ÖTR